Erklärung des Brauchtums "Funkenabbrennen"

             Funkensonntag im Ländle (Vorarlberg)

              Text zur Verfügung gestellt von: Jürgen B. | www.federlos.com |

 

Wenn am ersten Sonntag nach Aschermittwoch wieder die Funken brennen, dann ist wieder „Funkensonntag“ im Ländle (Vorarlberg). Der Funkensonntag ist der erste von sechs Fastensonntagen der katholischen Kirche. Außerdem ist am Funkensonntag die "Alte Fastnacht" vorbei, die auch Bauernfastnacht genannt wird. Seinen Namen hat der Funkensonntag von dem alten Brauch des Funkenfeuers, das im schwäbisch-alemannischen Raum gezündet wird.

 

Unter "Funken" werden im schwäbisch-alemannischen Raum (Vorarlberg, Schweiz, Liechtenstein, Allgäu, Oberschwaben, Schwarzwald) sowie im Tiroler Oberland und Vinschgau Holzscheite verstanden. Diese werden meist von freiwilligen Gemeindemitgliedern am Samstag vor dem Funkensonntag eingesammelt. Es ist mancherorts auch üblich, alte Weihnachtsbäume oder sonstiges Brennholz, wie beispielsweise Bretter oder Einwegpaletten, abzugeben. Auf dem sogenannten Funkenplatz wird dieses Holz meterhoch aufgeschichtet. 

 

 

Es gibt eckige und runde Türme sowie mancherorts auch ungeordnet aufgeschüttete Holzhaufen. Diesen Turm ziert an der Spitze eine aus beispielsweise Stroh gefertigte Puppe, die als Funkenhexe bezeichnet wird.

 

 

 

 

 

 

 

 

Vielerorts werden schon mal schaurig aussehende Gestalten in Form einer Hexe verwendet, die so den Winter darstellen.

Eine Bauernregel besagt, dass eine sternenklare Nacht zum Funkensonntag eine gute Kirschernte vorhersagt. In Vorarlberg wird der Funkensonntag nach dem typischen Funkenküchlein zu diesen Festtag auch als Holepfannsonntag oder Küechli- bzw. Küachlisonntag bezeichnet.

 

Am Funkensonntag wird der mit viel Arbeit erbaute Funken dann endlich in Brand gesetzt. Dieses Event, in Götzis mit Volksfestcharakter, geht auf einen uralten Brauch zurück, nach welchem die Hexe den kalten Winter darstellt, der nun ausgetrieben wird. Die Varianten dieses Festes sind regional verschieden. So werden im Allgäu und Vorarlberg Funkenküachle verzehrt, in Teilen Vorarlbergs Feuerwerke entzündet und mancherorts wird die Funkenhexe mit Schießpulver gefüllt, damit sie lautstark explodiert. 

  

Oft spielt eine Kapelle am Funkenplatz und die Gemeinde feiert bis in die Nacht gemeinsam im Schein des Funkenfeuers. Kinder bringen manchmal Lampions, Laternen oder Fackeln zur Feier am Funkensonntag mit.

           Die Bedeutung des Funkensonntags

Der Funkensonntag symbolisiert die Verabschiedung des Winters. Durch das Verbrennen des Funkens soll neues Leben entstehen und der Frühling eingeläutet bzw. willkommen geheißen werden. Spiritueller Hintergrund des Funkensonntags ist unter anderem auch, das Loslassen von alten Dingen (Gewohnheiten, Krankheiten, Erinnerungen, Erlebnisse, ...) aus dem vergangenen Jahr. Das geschieht durch die Kraft des Feuers - das die Sonne symbolisiert.

 

Früher nannte man den Funkensonntag auch Altfasna(ch)t oder Altfasna(ch)t-Sunntig. Nach Dreikönig begannen die größten Schüler mit dem Funkozüho (Holzsammeln für den Funken). Solange es Schnee hatte, nahmen sie dazu einen Horner (Schlitten), sonst einen Leiterwagen. Damit möglichst viele Buben die schwere Last ziehen konnten, wurde vorne ein Seil mit fünf Querstäben befestigt.

 

Die Kinder gingen damit an den schulfreien Nachmittagen durchs Dorf und riefen ihre Sprüchlein.

„Schittr, Schollo, Stroh! Wird dr Funka hoh! Stroh, Stroh – semmer froh! Alte Wiber nemmer oh“

 

Sie bekamen von den Leuten Schittr (Holzscheiter), Buschla (Reisigbündel) oder Stroh für den Funken.

An manchen Orten riefen sie zum Dank: “Eu sollen d``Küachle ufgo wia-na Kopfküsse!“

Bekamen sie aber nichts, so riefen sie: “Eu sollen d`Küachle hocka blieba wie na verreckte Krot!“

 

Früher war das Funkenbauen Buabasach (Angelegenheit der Burschen). Sie sammelten das Material für Funken und Fackeln, bauten den Funken, entzündeten das Feuer, schwangen die Fackeln oder schossen Scheiben und sprangen am Schluss über die Glut des abgebrannten Funkens. Nachts, wenn sie heimkamen, bekamen sie noch Küachle (Küchlein). 

Heute gibt es hierfür eigene Funkenzünfte (Vereine), wie die Funkenzunft Götzis, die für den Aufbau und das Abbrennen des Funkens verantwortlich sind. Schon im Sommer werden von den fleißigen Helfern die Holzschittr gesammelt und geschnitten.

 

Wenn der Funkensonntag naht, werden die Holzschitta zusammengetragen und zu einem gigantischen Turm aufgebaut.

Für die Kinder gibt es vielerorts einen eigenen Kinderfunken - eben alles ein klein wenig kleiner. Die Frauen backen am Funken die Funka-Küachle und der Wintervertreibung steht nichts mehr im Wege. 

 

Wenn die Hexe beim Abbrennen des Funkens nicht zum explodieren kommt, wird vielerorts die Hexe am darauffolgenden Sonntag bei einer eigens angelegten Beerdigungszeremonie begraben oder auf einem Scheiterhaufen verbrannt, sodass sich der Winter garantiert für diese Saison verabschieden kann.

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